Die deutschsprachige Popliteratur der Gegenwart kommt aus Belgrad. Dort machte Barbara Markovic, Germanistin, Clubberin und Thomas-Bernhard-Fan, an dessen klassischer Erzählung
Gehen
unlängst eine überraschende Entdeckung: Überführte sie einzelne Sätze nicht nur aus dem Deutschen ins Serbische, sondern zugleich aus der Entsetzlichkeit von Bernhards Wien in die Entsetzlichkeit des Belgrader Nachkriegs-Nachtlebens, fügten sie sich unversehens - so spielerisch wie gnadenlos - zu einem völlig neuen und doch völlig Bernhardschen Remix: Aus
Gehen
wird
Ausgehen,
aus der Katastrophe im rustenschacherschen Hosenladen ein Social Suicide auf einem Plastikman-Konzert und aus der Irrenanstalt Steinhof der finale Rückzug vor die Glotze - Satz für Satz mit der kaskadenhaften Donnerwucht des Originals. Obwohl formal strengste Konzept- und Appropriationskunst, liest sich
Ausgehen
gleichzeitig so realistisch, daß man sich in Wien, Berlin oder New York genauso darin wiederfinden kann wie die Belgrader Szene jüngst bei Erscheinen des serbischen Texts, den Übersetzerin Mascha Dabic nun - quasi als Bumerang - in Bernhards Idiom zurückgeholt hat.
»Die aus Belgrad kommende und in Wien lebende Autorin Barbi Markovic remixt einen Text des klassischen österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard. Aus Gehen macht sie Ausgehen. ... Wie beim Original ist ein künstlerisch-philosophischer Text entstanden, mit einer inhaltlichen Verschiebung ins Warholeske. In Barbi Markovic' Ausgehen geht es gleichermaßen um Atmosphäre, um Mode und Stil wie um das Denken.«